Olympische Spiele 2012 in London

Ein persönlicher Erfahrungsbericht von Stephan Pokorny

Die Spiele—London -- !! Das war sicherlich das erhebendste und erhabenste event, das ich je im Leben mitmachen durfte.

Begleitet von schönen, spontanen Erlebnissen, die vor Ort aufkamen- auch aus sportlicher Sicht war ich sehr zufrieden. Wohl im Gegensatz zum deutschen Innenminister, der zusammen mit einigen DOSBMitgliedern offenbar Erwartungen hegte, die nicht erfüllt wurden.

Trotzdem- der Hype um die sensationellen Leistungen der britischen Mannschaft wurde nicht nur durch den Heimvorteil, sondern auch durch das für Nordeuropäer perfekte Wetter begünstigt. So zu verstehen meiner Meinung nach auch die Renaissance der nordamerikanischen und nordeuropäischen Sportnationen, China hinter USA! Das geht bei 20 bis 22 Grad täglich und kaum Regen, da sehr viele Sportdisziplinen eben open air ablaufen, und die Spiele sind halt nun mal im August...

Meiner Meinung nach auch so zu bewerten die Spiele in Peking, Athen, Sydney (wobei es dort Winter war), vor allem aber auch Atlanta, Barcelona, Seoul, Los Angeles, auch Moskau 1980; dies alles Städte, in denen Anfang August der jeweiligen Kalenderjahre Temperaturen von weit mehr als 30, wenn nicht grad 40 Grad Celsius herrschten. Und die Luftfeuchtigkeit erst!!!

Dies alles hätte ich gerne, wie auch tolle Photos und Videos, die ich vom olympischen Dorf, dorthin eingeladen mit einer Sonderakkreditierung durch unseren Trampolin- Bundestrainer Michael Kuhn(meinem ehemaligen Trampolinkollegen) machen konnte, der Presse mitgeteilt.

Leider war es dem Chefreporter Stefan König, Donaukurier, trotz vorheriger Absprachen, vor Ort offenbar nicht möglich, mich zu treffen. Auch eine Nachberichterstattung war leider nicht gewünscht. Im Gegensatz zu dessen Chefredakteur Christian Fahn, der dies versuchte zu forcieren...

Wie auch immer- meine Erlebnisse nehme ich gerne zum Anlass, neben diesem Bericht einige ausgewählte Photos und Videos Ihnen auf dieser website zur Verfügung zu stellen (von ca. 1200?). Natürlich waren tagsüber die U- bahnen voll, natürlich war die 12 Millionen- Metropole gut bevölkert, natürlich waren die Entfernungen exorbitant, in deser m.E. führenden Metropole Europas, so groß wie Berlin und New York zusammengenommen !!! Natürlich sind die Übernachtungspreise intergalaktisch, in dieser mit teuersten Stadt der Welt, bei einem Durchschnittskaufpreis von 12.000,00 € pro qm Wohnfläche in der Innenstadt. Das Essen in den Supermärkten jedoch ist relativ preiswert.

Jedoch, man kann sich frei bewegen (im Gegensatz zu Peking), es ist nicht mörderisch heiß (wie in Athen), es gibt ein top- nightlife (kurz hinter dem Niveau von Berlin, smile), - im Gegensatz zu Atlanta, und die Architektur ist wirklich grandios. Sehr zu empfehlen, ein Besuch der champagne- bar in the City, 42. Stock (Tower 42). Für ein Glas Wein minimum (9,50 Pfund) kann man stundenlang die ganze Stadt bis zur Themsemündung sowie Richtung Oxford und Hampstead ansehen. Ich machte Photos ohne Ende, es war fast noch besser als Empire state building, Chryslerbuilding bzw. WTC vor 2001, denn im Gegensatz zu New York hat unser europäisches New York wesentlich mehr historische SUBSTANZ!!! Oder für uns vhs- Tänzer: SUBS – TANZ.

Die kühlen Briten wirkten auf mich überhaupt nicht kühl, vor allem nicht in den Clubs, die ich nächtelang durchforstete, um meinen Berliner und Münchner Freunden einen Lagebericht der Entwicklung der Szene liefern zu können. Sicherlich, keine Stadt in Europa hat so viele Migranten wie London, auch geschichtlich bedingt.

Ich konnte nach 18.00 Uhr (unbehelligt von der City-maut) auch mit dem Wagen quer durch London cruisen, da mein Bekannter in Clapham Junction (südlich von Battersea, er hat dort ein Häuschen mit Parkplatz) mich beherbergt hatte.

Auf der Fahrt hin besuchte ich noch Südbelgien, angeleitet professionell von Anne de Wachter, einer vhs Dozentin in Schrobenhausen, die von dort kommt. Auf der Weiterfahrt nach den Spielen über Calais, Brüssel, Köln, Münster und Hannover nach Berlin (Wohnungsrenovierung), später wieder nach München Mitte September, war ich dann noch in Salzgitter und habe meinem Trampolintrainer Stewart Matthews, Exweltmeister, der ebenfalls in London war (besuchte mit Familie Doris und den Kindern seiner Mutter in Harlow, Nord Ost London, sowie die Spiele) die ganzen Photos gezeigt, die ich gemacht hatte.

Die 02- Arena, die aus werberechtlichen Gründen während der Spiele zur Greenwich Arena mutierte, fasst 16.000 Plätze und war tatsächlich ausverkauft- jedenfalls was die frei verkäuflichen Plätze betraf. Was viele vor Ort und auch auf den Bildschirmen verärgerte, waren die ca. 10 % freien Plätze, ausnahmslos vorne und im VIP – Bereich, die nicht besetzt waren, obwohl es einen potentiellen Markt für die Sportevents gab. Nach den Statuten des IOC müssen aber gewisse Kontingente für spontan aufkommende Bedarfe durch Sportler, Funktionäre und Betreuer frei bleiben. Dies wird sich in den nächsten Jahren wohl nicht ändern lassen. Zwar waren in Peking, Athen und Sydney die Hallen niemals derart ausverkauft wie in London, dies hat aber auch Gründe: wohl kaum fahren wohlhabende Europäer und Nordamerikaner spontan nach Athen, Sydney oder gar Peking, um vor Ort am Ticketschalter noch schnell eine Karte zu kaufen, da ist das Risiko zu groß. London jedoch mit täglichen hunderten Flügen, dem Eurotunnel mit seinen halbstündlich eintreffenden Zügen sowie den ständigen Fährverbindungen nach Irland, Frankreich, Belgien, Holland und Norwegen (konventionell und Hoovercraft) ist eben ständig erreichbar, so war auch die GLÜCKSRITTERQUOTE zigfach höher an Leuten, die spontan versuchten, Karten zu kaufen.

Deswegen auch die hohen Preise von weit über 100 bis teilweise 800 Pfund (100 Meter Lauf Finale Männer Usain Bolt etc.) und über 1000 Pfund zur Eröffnungsparty.

In der Greenwich Arena traf ich als Hallensprecherin Andrea Holmes, die ich noch aus den achtziger Jahren als Trampolin- Vizeweltmeisterin kannte. Der Wettkampfleiter war John Beer, Nationaltrainer Englands. Es war für mich sehr emotional, meine Weggefährten damals, immerhin war John Beer auch der Trainer meines Trainers Stewart Mathews, dort so professionell agieren zu sehen. Ich saß mit einigen weiteren Deutschen, die wie ich in irgendwelchen Zusammenhängen zur Deutschen Sporthilfe stehen, auf den Rängen am 3. 8 bei den Herren-, und am 4.8. bei den Damen –Wettbewerben im Trampolin. U.a auch Thomas Schmidt, Kanuolympiasieger von 2004 in Athen. Henrik Stehlik turnte gut und hatte mit seinem 9. Platz auch nicht zu hadern, es gewann, nomen est omen, der Chinese DONG DONG !!! Bei den Frauen hatte Anna Dogonadze (Olympiagold 2004 in Athen, ich war dabei und half sogar ein bisschen damals) an diesem 4.8.2012 ihren 4. Auftritt, 2000 Sydney, 2004 Athen, 2008 Peking, nun 2012 London. Sie turnte gut und wurde 10., bei etwas gerechterer Bewertung im Vorkampf bei der Kür, wo einige Ostblock- Turnerinnen m. E. bevorzugt wurden und einer etwas besseren Pflichtübung, die sie nicht optimal getroffen hatte, wäre eine Finalteilnahme (beste 8) evtl. möglich gewesen. Zumal, die älteste Teilnehmerin der Trampolinwettkämpfe, sie hätte übrigens von ihrer Leistung her schon in Seoul, Barcelona und Atlanta starten können, wenn denn Trampolin damals schon olympisch gewesen wäre, obwohl sie in Atlanta bei Samaranch als Vorführathletin Trampolin zur Etablierung verhalf: Sie bleibt in unser Herzen als selbstlose, Verletzungen missachtende Musterakrobatin, die unprätentiös uns allen, auch der BRD geholfen hat. Gewonnen hatte die Kanadierin Rosannagh MacLennan, weil die führende Chinesin He in der Finalkür einen Patzer hatte. Shan Shan (China) erhielt wie in Athen Silber, He Bronze.

Und dann erst das deutsche Haus!

Diese Nationenvertretung der BRD, die in Athen noch in der deutschen Schule ein recht unscheinbares Leben hatte, mutierte in Ostlondon in der Canary Wharf, umgeben von den wohl atemberaubendsten Neubauten der westlichen Hemisphäre (Bankenviertel) in den ehrwürdigen Gebäuden des museum of docklands zu einem hotspot, den auch andere Nationen ständig frequentierten. Es wurde deswegen in einem Nebentrakt ein für alle zugängliches Areal, die sogenannte Fanmeile (krauts for crowds) eingerichtet, 5 Pfund Eintritt.
Das eigentliche Deutsche Haus forcierte die Türpolitik im Vergleich zu Athen dahingehend, dass nur ein Athlet, nicht einmal Bundestrainer oder andere Offizielle oder gar Journalisten, und dann auch nur einen Freund und auch nur in Begleitung diesen akkreditieren konnte. Ansonsten hätte man Tickets kaufen können, bei der Deutschen Sportmarketing Gesellschaft, die von der Stiftung deutsche Sporthilfe gegründete Vermarktungsgesellschaft für die olympischen Spiele. Für schlappe 400,- 00 € (pro Tag, wohlgemerkt, bei 14 tagen also lächerliche 5.600,00 €), konnte man dann die deutschen Sportstars vor Ort live sehen und evtl. um ein Photo bitten. Sicherlich auch essen und trinken dabei, na klar.

Ich hatte zweimal das Glück, mit Anna reinzukommen. Henrik Stehlik (Trampolin Männer) war leider nicht dazu zu bewegen, seinen treuen fans etwas für ihr Engagement zurückzugeben, für ihn war der Weg vom olympischen Dorf (Stratford) zum deutschen Haus (eine U-Bahn- Station, Greenwich) leider zu umständlich... Na ja.
Nicht einmal Annas mehrfache Bitten konnten Henny (unser Spitzname für ihn) zu einer Änderung seines Sozialverhaltens bewegen. Es waren ja auch seine letzten olympischen Spiele...

Am 7.8.2012, Dienstag, just der Tag als Fabian Hambüchen am Reck und Marcel Nguyen, Barren, je Silber gewonnen hatten, und Robert Harting Gold (Photo!) war ich dort. Da keimte schon der Gedanke auf, die beiden Turner nach München zum Residenzball zu holen.

Aber erst am 10.08.2012, beim Aktivenfest im Deutschen Haus, fasst ich den Mut, die Jungs anzusprechen, da die Trainer nicht da waren, auch nicht die Manager der Marketinggesellschaften, die sich solcher Spitzensportler sofort annehmen, wenn sie einigermaßen Erfolg haben. Anna antichambrierte und erzählte von ihren Shows bei mir 2003 in Schleißheim mit 1700 Gästen und 2008 in Neuburg/ Donau mit 1000 Gästen. Fabians Freundin geriet sofort ins Schwärmen und sagte: Gell Fabi, da gehen wir hin, ich tanze doch so gerne...

Man muss sich im Leben immer an die Mächtigen halten... Rio wird wohl auch ohne Anna auskommen müssen, obwohl sie selber mir gegenüber meinte, sie wolle es noch einmal versuchen, als 43 Jährige! Ich jedenfalls werde nicht nach Brasilien gehen, viel zu gefährlich. Aber Istanbul 2020 (so das Gerücht momentan), das würde ich gerne machen.

Auch die Sportstätten selber konnte man nur mit 10,00 Pfund Eintritt, Antrag vorher per internet!, besichtigen. Generell ist eine noch stärkere Kommerzialisierung als bei allem bisher Bekannten zu verzeichnen gewesen...

Trotzdem, es war toll. Auch kaum Verkehrstaus, tolle Parties etc. Das Topevent für mich, war wie oben erwähnt der ca. dreistündige Besuch im olympischen Dorf. Neben den tollen Bungalows und Apartmenthäusern war auch die besondere Atmosphäre unübertrefflich. Allein die main dining hall hatte ein Maß von ca. 500 Metern Länge, 200 Metern Breite und ca. 20 Metern Höhe. Es war einfach unglaublich, ca. max. 10.000 Sportler gleichzeitig beim Essen zu sehen. Der Ausblick vom 8. Stock des Apartment buildings, bei dem die deutschen Turner untergebracht waren, auf die skyline von downtown London wird mir ein LEBEN LANG UNVERGESSLICH BLEIBEN, SIEHE BILD.

Geneigter Leser, soweit erstmal zu meinem Bericht. Viel Spass beim Betrachten der Bilder!

Berlin, München, den 04.11.2012 Stephan Pokorny

Schlossball 2008 in Neuburg a.d.DonauDeutsch Englisch Spanisch